Tafel 2: Waldverjüngung
Die Zukunft des Waldes beginnt mit der Verjüngung. Dies kann durch Saat, Pflanzung oder Naturverjüngung geschehen. Bei der Naturverjüngung wachsen aus den Samen der Mutterbäume neue kleine Bäumchen heran.
Vor allem im Hinblick auf den Klimawandel ist es wichtig, dass die Baumarten zum Standort passen und dort gut wachsen können. Ebenso ist es wichtig, dass sich nicht nur eine Baumart verjüngt, sondern mehrere, damit ein gesunder und gegen klimatische Veränderungen widerstandsfähiger Mischwald entstehen kann. Bei mehreren Baumarten wird das Risiko, dass der Baumbestand aufgrund äußerer Einflüsse vollständig ausfällt, reduziert.
Im zweiten Schritt sollte auf eine gute Qualität der Verjüngung geachtet werden, damit auch nachfolgende Generationen die Möglichkeit haben, das Holz für verschiedene Verwendungsmöglichkeiten nutzen zu können.
Die Grafik zeigt den Aufbau eines gesunden Waldes mit verschiedenen Strukturen mit unterschiedlichen Baumhöhen und Durchmesser, Quelle: WET Richtlinie, ForstBW, Grafik: Anna Eickhoff
Naturverjüngung
Im Regelfall vermehren sich Bäume durch Naturverjüngung. Je nach Bedingungen und Baumart gibt es pro Jahr unterschiedlich viele Samen. Diese fallen im Herbst auf den Waldboden und keimen dann im Frühjahr.
Im Bild ist ein einjähriger Tannen-Sämling mit seinen sternförmigen Nadeln zu sehen, weshalb er auch als „Sternchen“ bezeichnet wird, Bild: Enzkreis.
Je nach Baumart, haben die jungen Bäumchen unterschiedliche Bedürfnisse an Licht, Wasser, Wärme und Nährstoffe. Je nachdem, welche Baumart sich verjüngen soll, muss durch die Entnahme von alten Bäume eine bestimmte Lichtmenge auf den Boden fallen. Eiche und Kiefer haben ein hohes Lichtbedürfnis. Fichte, Tanne und Buche kommen mit mehr Schatten zurecht.
Die Naturverjüngung ist die bevorzugte Möglichkeit, Wald zu verjüngen. Denn hier kann die Wurzel von Anfang an ungestört wachsen und das junge Bäumchen ist an die Gegebenheiten wie Boden, Wasser- und Nährstoffversorgung vor Ort gewöhnt.
Allerdings gibt es eine Reihe an Gefahren, die die Bäumchen in ihren jungen Jahren erstmal überstehen müssen:
- Frost: Vor allem Spätfröste können den jungen Trieben und Knospen schaden.
- Trockenheit: Da die jungen Bäume viel Wasser brauchen, ihre Wurzeln aber noch nicht so tief in den Boden reichen, sind sie auf genügend Wasser im Oberboden angewiesen.
- Konkurrenz: Andere Pflanzen, wie z. B. Adlerfarn, andere Bäume oder Brombeeren, nehmen den jungen Bäumen das Licht und Wasser oder hindern sie am Wachsen.
- Schäden durch Tiere: Vor allem Rehe fressen bevorzugt die Knospen von Eichen und Tannen. Der Rehbock reibt im Frühjahr gerne sein Geweih an jungen Bäumen, um den Bast, eine Art Haut um das junge Geweih, abzustreifen. Dadurch gehen die Rinde und die darin verlaufenden Leitbahnen kaputt. Dagegen werden oft Schutzmaßnahmen ergriffen. Man kann entweder ganze Flächen zäunen oder aber einzelne Pflanzen, beispielsweise durch Wuchshüllen, schützen. Sobald die Pflanzen dann groß genug sind (ca. 1,30 Meter), dass das Wild die oberste Knospe nicht mehr erreichen kann, werden die Wuchshüllen abgebaut.
Aber auch Mäuse und verschiedene Käfer fressen gerne Wurzeln oder junge Rinde von kleinen Bäumen. Wildschweine fressen bevorzugt die Eicheln im Herbst und Winter.
Pflanzung
Wenn neue Baumarten in einem Waldbestand etabliert werden sollen, müssen diese in erster Generation gepflanzt oder gesät werden. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn sich nur eine Baumart natürlich verjüngt oder es nur eine Baumart im Altbestand gibt, der Wald aber in Zukunft aus mehreren Baumarten bestehen soll.
Das Saatgut wird direkt im Wald geerntet. Dort gibt es ausgewiesene Waldbestände, die zum Beispiel eine besonders gute Qualität haben. Der Staatsforstbetrieb Baden-Württemberg betreibt eine sogenannte Klenge in Nagold, hier werden die Samen aufbereitet und gelagert. Die jungen Bäume und Sträucher kommen aus bestimmten Baumschulen, die sich auf forstliches Pflanzgut spezialisiert haben. Nach ein bis zwei Jahren in der Baumschule werden die Pflanzen dann geliefert und im Wald eingesetzt. Die Pflanzlöcher werden entweder mit einem Erdbohrer oder von Hand mit Hohlspaten oder einer Wiedehopfhaue in einem bestimmten Abstand (bei Douglasie zum Beispiel zwei Mal zwei Meter) ausgehoben.
Auch hier muss aufgrund der oben genannten Gefahren eine regelmäßige Pflege in den ersten Jahren nach der Pflanzung durchgeführt werden. Dazu gehört beispielweise das Freischneiden von konkurrierenden Gewächsen (wie Brombeeren oder Brennnesseln) oder das Anbringen und Abbauen von Wildschutzmitteln.
Saat
Saat wird im Wald nur selten praktiziert. Die richtige Behandlung von Saatgut vor der Aussaat ist kompliziert. Um ein hohes Keimprozent zu erreichen, müssen viele Faktoren wie Keimruhe, Temperatur, Luftfeuchte und Bodenbedingungen zusammenpassen. Zudem ist die flächige und gleichmäßige Ausbringung des Saatguts schwierig, da der Waldboden nicht flächig befahren werden darf. Manche Baumarten wie zum Beispiel Nüsse lassen sich gut durch Saat verjüngen. Durch die klimabedingte Suche nach alternativen Baumarten nimmt die Zahl der Saaten im Wald wieder zu.
Tipps:
Wildfleisch ist eine leckere Fleischvariante zu jeder Jahreszeit und regional bei Ihren Jägern oder ForstBW zu kaufen.
Bei der Auswahl von (Obst-) Bäumen sollten Sie darauf achten, dass die Pflanzen hier heimisch sind. Hier empfiehlt es sich bei Gärtnereien in der Region nachzufragen und die jeweiligen Standorte zu beschreiben. Bei Sträuchern sollten sie darauf achten, dass sie bienenfreundlich sind und Nährstoffe für die Insekten bereitstellen. Bei der Pflanzung einer Hecke können Sie so von April bis in den Herbst hinein blühende Sträucher in den unterschiedlichsten Farben haben, die den Insekten über Monate Nahrung bieten.
Quelle:
WET Richtlinie (Waldentwicklungstypen) ForstBW, aufgerufen am 13.08.2021