Tafel 1: Plastik - unbeliebter Naturbewohner

Plastik ist allgegenwärtig und kaum aus unserem Alltag wegzudenken. Wir nutzen Plastik für lebensrettende medizinische Geräte, für Kleidung, Spielzeug und Kosmetik genauso wie in industriellen und landwirtschaftlichen Produkten. Doch die Herstellung, Verwendung und Entsorgung von Kunststoffen haben enorme Auswirkungen auf die Ökosysteme an Land und im Meer, und damit nicht zuletzt auf die menschliche Gesundheit. Leider finden sich auch bei uns im Wald immer wieder achtlos weggeworfene Abfall- sowie Plastikteile und werden so zu unliebsamen Naturbewohnern.

Grafik unbeliebte Waldbewohner

Die Baiersbronn Touristik hat die unliebsamen Naturbewohner auf amüsante Weise zusammengetragen und die zum Teil unglaublichen Verrottungszeiten ermittelt. Deswegen – nehmen Sie Ihren Müll bitte immer mit nach Hause!

über plastik und die welt

über plastik und die welt Teil 2

Die Grafiken zeigen zwölf kurze Lektionen zum Thema Plastik, Quelle: Heinrich Böll Stiftung (2020) Plastikatlas

Ein Großteil der weggeworfenen Abfälle sind Kunststoffe. Kunststoffe und synthetische Fasern werden aus Öl und Gas gewonnen. Über 99 Prozent basieren auf fossilen Rohstoffen. Weltweit nimmt der Ölverbrauch in keinem anderen Bereich so stark zu wie bei der Herstellung petrochemischer Produkte. Bis zum Jahr 2050 wird sie die Hälfte des Wachstums der globalen Ölnachfrage ausmachen.

Anfang der 2000er Jahre ist in einem Jahrzehnt mehr Plastik entstanden als in den 40 Jahren zuvor

Die weltweite Plastikproduktion ist von zwei Millionen Tonnen im Jahr 1950 auf jährlich über 400 Millionen Tonnen gestiegen und hat sich damit in den vergangenen 20 Jahren nahezu verdoppelt. Es wird erwartet, dass sie sich in den nächsten 20 Jahren noch einmal verdoppeln und bis Anfang der 2050er-Jahre vervierfachen wird.

In jeder Phase des Plastik-Lebenszyklus werden Klimagase freigesetzt. Das beginnt, wenn die fossilen Rohstoffe gewonnen, raffiniert und in energieintensiven Verfahren verarbeitet werden, und endet, wo Kunststoffabfälle entsorgt oder verbrannt werden. Bis 2050 werden voraussichtlich von der Produktion bis zur Verbrennung 56 Milliarden Tonnen Kohlenstoffdioxid-Äquivalente entstehen. Kohlenstoffdioxid-Äquivalente sind eine Maßeinheit, um die unterschiedliche Wirkung verschiedener Klimagase vergleichbar zu machen.

Im Pariser Klimaabkommen aus dem Jahr 2015 verpflichteten sich die beteiligten Staaten, die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen und sich aktiv darum zu bemühen, den Temperaturanstieg unter 1,5 Grad zu halten. Um die Zielmarke von 1,5 Grad Celsius einzuhalten, dürfen die Gesamtemissionen bis 2050 das verbleibende Budget von 420 Milliarden Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO2) nicht übersteigen. Kunststoffe allein könnten zwischen zehn und 13 Prozent des gesamten Kohlenstoffbudgets verbrauchen.

Grafik zu bedrohung des Weltklimas

Die Grafik verdeutlicht, welchen großen Anteil die Kunststoffproduktion neben der Mobilität, Energie, Landwirtschaft bei der Kohlendioxidproduktion spielt. Quelle: Heinrich Böll Stiftung (2020) Plastikatlas

Kunststoffe sind aus unseren Alltag nicht mehr wegzudenken

Textilien aus synthetischen Fasern haben auf den ersten Blick viele Vorzüge: Sie sind günstig, trocknen schnell und passen sich dem Körper an. Sie werden daher insbesondere bei Sportbekleidung eingesetzt. Doch sie sind zu Wegwerfartikeln geworden und tragen so erheblich zum Klimawandel bei.

Die Auswirkungen der Plastikproduktion auf die Umwelt sind bekannt und unübersehbar. Verborgen bleiben die gesundheitlichen Folgen für den Menschen

Mehr und mehr wird deutlich, wie sehr Plastik entlang des gesamten Lebenszyklus von der Produktion über die Nutzung bis zur Entsorgung die menschliche Gesundheit bedroht. Plastikpartikel und die bei der Plastikherstellung verwendeten giftigen Chemikalien finden sich in unserer Atemluft, in unserem Trinkwasser und im Boden. Dies schädigt das Immun- und Reproduktionssystem, Leber und Nieren, und kann sogar Krebs erzeugen.

Besonders Besorgnis erregend ist dabei die Gruppe der hormonell wirksamen Substanzen, zu denen viele Weichmacher gehören. Diese Stoffe ähneln den körpereigenen Hormonen und bringen das Hormonsystem aus dem Gleichgewicht. Eine Vielzahl von Erkrankungen und Störungen wird mit hormonell wirksamen Substanzen in Verbindung gebracht. Dazu gehören Brustkrebs, Unfruchtbarkeit, verfrühte Pubertät, Fettleibigkeit, Allergien und Diabetes.
Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist es nur schwer möglich, belastete Produkte zu erkennen. Anders als bei Körperpflegeprodukten müssen Hersteller von Spielzeug, Möbeln oder Textilien die Chemikalien nicht kennzeichnen. Innerhalb der EU hat jede Bürgerin und jeder Bürger das Recht, die Hersteller nach Schadstoffen zu befragen. Dieser muss nach der EU-Chemikalienverordnung innerhalb von 45 Tagen antworten. Das Problem ist allerdings, dass viele Firmen gar nicht wissen, welche Chemikalien in ihren Produkten enthalten sind. Und wenn schadstoffhaltiges Plastik recycelt wird, sind unwillkürlich auch die neuen Produkte belastet.

Plastik in den Ozeanen

Die Meere sind das größte Ökosystem der Erde und bilden die Hauptnahrungsquelle für eine Milliarde Menschen. Bis zu 13 Millionen Tonnen Plastik gelangen jährlich ins Meer. Mehr als 800 Tierarten werden dadurch beeinträchtigt: Wale und Seehunde verfangen sich in Netzen, Vögel nehmen Plastikteile auf und verhungern. So können beispielsweise bei 93 Prozent der verendeten Eissturmvögel, die reine Hochseevögel sind, Plastikteile im Magen nachgewiesen werden.
Geisternetze, also herrenlose Fischernetze, machen zwischen 30 und 50 Prozent des Meeresplastiks aus. Tauchvögel und Meeressäuger verheddern sich darin oder gelangen darunter und finden nicht mehr an die Oberfläche zum Atmen. Erst nach 400 bis 600 Jahren verrotten die Netze am Meeresgrund.

Hinzu kommen Millionen Mikroplastikpartikel, die kleiner als 5 Millimeter sind. Sie stammen aus Reifenabrieb, Kunststofftextilien oder Kosmetika, die über Flüsse in die Umwelt gelangen. Fische halten die winzigen Kunststoffpartikel für Nahrung und fressen sie. Auch in vielen kleineren Organismen wie Muscheln, Würmern oder Schnecken kann Mikroplastik nachgewiesen werden. Nicht zuletzt können die Partikel und die umweltschädlichen Stoffe, die in Plastik enthalten sind oder daran angereichert werden, über die Fische auch in die menschliche Nahrungskette gelangen.

Schleppnetzfischerei für Lebewesen und Klima relevant

Schleppnetze zerstören zudem wertvolle Lebensräume auf dem Meeresboden. Fischer ziehen dabei Eisenketten oder -gestelle über den Meeresgrund, um Dorsch, Schellfisch, Krabben oder Garnelen aufzuscheuchen. Dabei wird auch der im Sediment gebundene Kohlenstoff aufgewirbelt, jährlich werden dadurch rund 1,5 Milliarden Tonnen CO2 freigesetzt - das ist mehr, als alle Flugzeuge jährlich an CO₂ ausstoßen.

Tipps:

  • Sammeln Sie das Plastik entlang des Waldweges und schauen Sie, wie viel da zusammenkommt.
  • Wenn aus hygienischen Gründen nicht nötig, sollten keine Einweg-Artikel verwendet werden.
  • Durch den Einkauf in lokalen Unverpackt-Läden kann viel Plastik eingespart werden.
  • Über die App „Replace Plastic“ können Verpackungen gescannt und Hersteller auf unnötige Umverpackungen hingewiesen werden.
  • Sogenannte „kompostierbare Bio-Plastiktüten“ verrotten sehr langsam und nicht vollständig - als Alternative keine Tüte oder eine wachsbeschichtete Tüte aus Recycling-Papier für den Biomüll verwenden.
  • Der Verzehr des bei uns gekauften Fischs aus dem Meer oder Aquakulturen ist zumeist mit hohen Umweltbelastungen verbunden.
  • Öko-faire Kleidung mit einem der folgenden Siegel schont die Umwelt und sorgt für eine faire Entlohnung.

Quellen:

Heinrich Böll Stiftung (2020) Plastikatlas, 5. Auflage
Sala, E., Mayorga, J., Bradley, D. et al. Protecting the global ocean for biodiversity, food and climate. Nature 592, 397–402 (2021).
www.boell.de/de/2019/06/06/klimawandel-plastik-heizt-das-klima, abgerufen am 130.08.201
www.wwf.de, abgerufen am 13.08.201; Stichwörter „Geisternetze“, „Unsere Ozeane versinken im Meer“, „Wie kommt Plastik ins Meer“