Inforeihe Quartierskonzept: Nachtspeicherheizung sanieren

Beispiel Kandelstraße 8, Straubenhardt
Um die deutschen Klimaziele im Bereich Gebäudesektor kurzfristig zu erreichen, ist der Ausstieg aus der fossilen Energieversorgung für die Heizung, also weg von Gas und Erdöl, hin zu klimafreundlichen Wärmenetzen oder Einzelheizungssysteme mit erneuerbaren Energien zwingend notwendig. Nur so lässt sich in Verbindung mit einer Sanierung der Gebäudehülle die Klimaneutralität für privates Wohneigentum erreichen. Im Rahmen des Quartierskonzeptes wurden in Straubenhardt mehrere Gebäude entdeckt, welche vorzeigefähige Sanierungsbeispiele repräsentieren und in diesem Zuge vorgestellt werden. Als erstes Beispiel dient die Sanierung eines Gebäudes mit einer ehemaligen Nachtspeicherheizung.
Nachtspeicherheizungen sind elektrisch betriebene Heizsysteme, bei denen ein Wärmespeicher über Nacht aufgeladen und dann untertags entladen wird. Diese Heizsysteme wurden verstärkt in den 1970er Jahren verbaut und von der Regierung gefördert. Mit der Umstellung des Energiesystems und den stark gestiegenen Strompreises sind diese in der Regel nicht mehr sinnvoll und im Betrieb oft vielfach teurer als alternative Heizsysteme wie Pelletanlagen oder Wärmepumpen.
In dem aktuellen Beispiel wurde ein Dreifamiliengebäude mit 318 m2 Wohnfläche von 1976 mit Nachtspeicherheizungen saniert. Folgende Sanierungsmaßnahmen wurden hierzu vorgenommen:
• Dämmung der Außenwand mit einer 16 cm starken Zellulosedämmung,
• Dämmerung der obersten Geschossdecke mit einer 24 cm Kunstharzdämmung,
• Dämmerung der Kellerwand mit einer 3 cm starken Vakuumdämmung und
• Fenster mit Wärmschutzverglasung.
Die größte Herausforderung beim Umbau alter Nachtspeicherheizungssysteme ist der nicht vorhandene Wasserkreislauf innerhalb eines Gebäudes, wie man ihn sonst aus Gebäuden mit gewöhnlichen Heizkörpern kennt. Um diesen, für alternative Heizungssysteme notwendigen Wasserkreislauf, aufzubauen, müssen entweder schwerste Umbauten im Gebäudeinneren vorgenommen werden oder Heizleitungen in der Gebäudeauswand verlegt werden. Zweiteres wurde im vorliegenden Beispiel durchgeführt und an leistungsstarke Niedertempe-raturheizkörper (Typ 33) angeschlossen. Dadurch wurden Umbauten und Staubbelästigungen in den Wohnräumen minimiert bzw. nicht notwendig. Durch diese energetischen Sanie-rungsmaßnahmen konnte der Energiebedarf um mehr als 35 % (von 128 kWh/m²a auf 82 kWh/m²a) reduziert werden.
Als Heizsystem wurde dann eine Luftwärmepumpe (Monoblock) in Kombination mit ei-ner Photovoltaikanlage (10,4 kWpeak) installiert. In dem ersten Betriebsjahr der Wärmepum-pe konnte eine Jahresarbeitszahl von 3,7 erreicht werden. Pro Jahr werden für Heizung und Warmwasser mit der Wärmepumpe ca. 8.600 kWh benötigt. Mit den beiden PV-Anlagen werden ca. 9.500 kWh pro Jahr an Strom erzeugt, so dass bilanziell mehr Strom erzeugt als für Heizung und Warmwasser verbraucht wird. Mit Eigenstromnutzung sank der Endenergiebedarf von 128 kWh/m²a um rund 80% auf 27 kWh/m²a.
Mit den durchgeführten Maßnahmen konnten die Gebäudeeigentümer einen KFW85 Effi-zienzhausstandard erreichen, welcher von der KfW mit einer 20%igen Förderung in 2019 bezuschusst wurde (seit 2020: 30%). Zudem konnten die spezifischen Wärmekosten im Betrieb von 24,12 Cent/kWh mit der Nachtspeicherheizung vor der Sanierung (betrieben mit Ökostrom) auf 5,60 Cent/kWh nach Sanierung reduziert worden. Das entspricht den Wärmekosten einer heutigen Gasheizung. Dafür ist das Gebäude jedoch nach der Sanierung mit der Wärmepumpe klimaneutral.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass sich die Sanierung und Umstellung einer Nachtstromspeicherheizung mit dem Ziel eines klimaneutralen Gebäudes in weniger als 20 Jahren amortisieren kann. Gleichzeitig steigt dadurch die Wohnqualität, der Wohn-komfort und der Wert der Immobilie.
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